Überschätzen der Eigenleistung kommt Bauherren teuer zu stehen

Viele Bauherren möchten auf ihrer Baustelle fleißig Eigenleistungen erbringen. Sie verrichten Teile der anfallenden Arbeiten selbst, wodurch Lohnkosten eingespart werden. Doch leider überschätzen viele Menschen ihre Möglichkeiten, wodurch sich die Fertigstellung verzögert und Mehrkosten drohen.

Überschätzen der Eigenleistung kommt Bauherren teuer zu stehen

Eigenleistungen sind als Eigenkapital anrechenbar

Innerhalb eines gewissen Rahmens ist es möglich, die bei der Finanzierungen die Eigenleistungen als Eigenkapital anzusetzen. In welchem Umfang dies möglich ist, hängt von der jeweiligen Bank ab.

Es gibt Institute, die sämtliche Arbeiten anerkennen, sofern eine Grenze von 50.000 Euro nicht überschritten wird. Wer mehr Eigenleistungen erbringt, kann dies zwar gerne tun, aber sie werden eben nicht angerechnet und sind dementsprechend mit Eigenkapital oder Fremdkapital abzudecken. Andere Banken nehmen wiederum keine Deckelung vor, setzen in der Kalkulation aber nur 50 Prozent der Eigenleistungen an.

Dass solche Abschläge existieren, überrascht nicht. Denn vergleichsweise häufig erreichen Bauherren ihr Ziel nicht. Die letztlich erzielte Ersparnis ist meist geringer, als ursprünglich geplant.

Warum sich viele Bauherren bei der Muskelhypothek verkalkulieren

In der Praxis ist es so, dass Bauherren ihre Möglichkeiten bei den Eigenleistungen überschätzen und dadurch später in finanzielle Unannehmlichkeiten geraten. Die häufigsten Gründe sind:

  • Fehleinschätzung der eigenen Fähigkeiten: Nicht alle am Bau anfallenden Arbeiten lassen sich in Eigenregie ausführen. Bestimmte Arbeiten müssen doch vom Fachmann erledigt werden.
  • Fehlerhafte Berechnung des Einsparpotenzials: Leider wird immer wieder vergessen, dass sich nur Lohnkosten einsparen lassen – die zum Ausführen der Arbeiten erforderlichen Materialien gilt es natürlich trotzdem zu kaufen. Erschwerend kommt hinzu, dass Privatpersonen ihre Baumaterialien üblicherweise teurer als Handwerksbetriebe einkaufen.
  • Zeitdruck und Belastbarkeit: Zu Beginn mag die Motivation noch groß sein, doch mit der Zeit schwinden die Kräfte. Die Belastbarkeit wird geringer und der Zeitdruck (z.B. weil der Einzugstermin schon steht) größer, sodass Unterstützung eingekauft werden muss. Gerade beim Innenausbau ist diese Problematik stark verbreitet.

Diese Risiken drohen bei verringerten Eigenleistungen

Hat sich ein Bauherr verkalkuliert, bleibt dies nicht ohne Konsequenzen. Je nach Situation droht:

  • Verspätete Fertigstellung
  • Notwendigkeit einer Nachfinanzierung
  • Einsparung in anderen Bereichen
  • Gefährdung des gesamten Vorhabens

Eigenleistungen realistisch planen

Weil diese Fehler so häufig auftreten und nicht selten zu erheblichen Mehrkosten (im schlimmsten Fall wird das Budget der Baufinanzierung gesprengt) führen, die sich auf mittlere fünfstellige Beträge belaufen, sollte kein Risiko eingegangen werden. Es ist ratsam, präzise zu kalkulieren und dabei Hilfe vom Fachmann in Anspruch zu nehmen.

Übrigens: Architekten und Fertighausanbieter arbeiten häufig nur mit überschlagenen Kosten – teilweise werden schon dort die Eigenleistungen falsch angesetzt. Es ist daher nicht schlecht, sich eine Zweitmeinung einzuholen und beispielsweise einen externen Baugutachter zu befragen.

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