Solange der Darlehensvertrag nicht unterzeichnet ist, hat die Zinsentwicklung großen Einfluss auf die Kosten der Baufinanzierung. Fallen die Hypothekenzinsen, wird es günstiger – steigende Zinsen verteuern das Darlehen. Viele angehende Darlehensnehmer fragen sich daher, ob sie ihre Finanzierung festzurren oder mit dem Darlehensabschluss noch warten sollen.
Mit unserer Zinsprognose bieten wir Bauherren, Käufern und Anschlussfinanzierern eine Entscheidungshilfe. Lesen Sie nachfolgend, wie wir die Entwicklung der Zinsen für Baufinanzierungen im Jahr 2023 einschätzen.
Update: Zinsausblick für die zweite Jahreshälfte 2023
Im Vorjahr wurde der Zinsmarkt wegen des Kriegs in der Ukraine auf den Kopf gestellt, schlagartig kam es zur Zinswende. In der ersten Jahreshälfte 2023 setzte sich der Anstieg der Hypothekenzinsen fort. Im März erreichten die Zinssätze für Immobiliendarlehen ihren Höchststand. Seither bewegen sie sich mit geringer Volatilität seitwärts.
Der Krieg beeinflusst weiterhin die Hypothekenzinsen
Der Einfluss des Krieges auf die Zinsentwicklung ist weiterhin groß. Denn die Unternehmen arbeiten zwar daran, ihre Lieferketten anzupassen, doch solch ein Prozess erfordert Zeit. Entsprechend hält der Krieg die Inflation weiterhin hoch.
Ein Kriegsende könnte zu einem deutlichen Zinsrückgang führen. Jedoch erscheint ein zeitnahes Ende als unwahrscheinlich. Stattdessen deuten die Zeichen darauf hin, dass sich der Konflikt noch über einen längeren Zeitraum erstreckt.
Die Inflation bestimmt die Zinsentwicklung
Die Entwicklung der Hypothekenzinsen wird durch die Inflation stark beeinflusst. Die Notenbanken bekämpfen hohe Inflationsraten, indem sie die Leitzinsen erhöhen und damit die Geldmenge reduzieren. Erfreulich ist, dass die bisherigen Maßnahmen greifen, denn es ist eine Stabilisierung der Preise zu erkennen.
Ein Problem bleibt jedoch, nämlich die zum Teil sehr unterschiedlich hohen Inflationsraten in den einzelnen EU-Mitgliedsstaaten. Während beispielsweise die Verbraucherpreise in Spanien mittlerweile als stabil gelten, ist die Lage in Deutschland eine andere.
Aufgrund dieser Situation erscheinen Leitzinssenkungen durch die Notenbanken verfrüht. Die US-amerikanische FED hat für die zweite Jahreshälfte 2023 zwei kleine Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. Die Europäische Zentralbank ist weniger auskunftsfreudig – Experten rechnen bis Ende des Jahres mit leichten Zinserhöhungen.
Mehr Wettbewerb zwischen den Banken
Die gestiegenen Bauzinsen wirken sich auf die Immobilienmärkte aus. Die Nachfrage ist in vielen Regionen zurückgegangen, was sich in den Immobilienpreisen widerspiegelt. Dies bedeutet auch, dass die Banken weniger Immobiliendarlehen vergeben und sich deshalb der Wettbewerb verschärft.
Aufgrund des zunehmenden Wettbewerbs werden die Zinsunterschiede der Banken größer. Ob Bauherren, Käufer oder Anschlussfinanzierer: Wer ein Immobiliendarlehen aufnehmen möchte, sollte die Darlehenskonditionen vieler Anbieter vergleichen.
Zusammenfassung mit Zinsprognose für 2023
Unter Berücksichtigung der zurückliegenden Jahre sind wir beim Baugeld auf einem hohen Zinsniveau in das Jahr 2023 gestartet. Seither zeigen die Zinsen wenig Veränderung, wobei ein Anstieg wegen noch folgender Leitzinserhöhungen nicht auszuschließen ist. Deutlich sinkende Zinsen halten wir wegen der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen hingegen für unwahrscheinlich.
Über den Autor
Matthias Herold ist Geschäftsführer und Mitgründer der abakus24 Service GmbH. Er ist Experte für Immobilienfinanzierungen und hat ein gutes Gespür für Immobilienmarkt und Zinsniveau. Auch als Bauherr weiß er, worauf es bei der Finanzierung und der Ausführung von Immobilienbau- oder kaufvorhaben ankommt. Im Zinskommentar teilt er seine Einschätzungen zu Geldpolitik und Zukunft der Hypothekenzinsen, um angehende Darlehensnehmer bei ihrer Entscheidung zu unterstützen.
Erfreulicherweise klingt die Inflation ab, weshalb der Großteil des Zinsanstiegs bewältigt sein sollte. Eine Entspannung der Zinsmärkte ist im Hinblick auf die Kriegssituation jedoch nicht zu erwarten. Wir gehen deshalb für die zweite Jahreshälfte 2023 von sich weiterhin seitwärts bewegenden Hypothekenzinsen aus.
Unsere Empfehlung für angehende Darlehensnehmer
Wir halten es für verfrüht, auf fallende Bauzinsen zu spekulieren. Wer abwartet und den Darlehensabschluss hinauszögert, riskiert steigende Finanzierungskosten. Sinnvoller erscheint es, Nägel mit Köpfen zu machen und das Zinsniveau zu sichern. Außerdem ist es lohnenswerter denn je, Zinssätze möglichst vieler Anbieter zu vergleichen.
Wer mittelfristig mit fallenden Zinsen rechnet und sich deshalb nicht langfristig binden möchte, kann auf eigenes Risiko ein Darlehen mit kurzer Zinsbindung wählen. So besteht die Möglichkeit, bereits in einigen Jahren eine Anschlussfinanzierung zu neuen Konditionen zu machen. Sicherheitsorientierte Darlehensnehmer entscheiden sich hingegen für eine Zinsbindung von zehn Jahren oder länger.
Abschließend möchten wir anmerken, dass die gegenwärtigen Bauzinsen nur im kurzfristigen Rückblick teuer erscheinen. Historisch gesehen haben wir immer noch ein äußerst attraktives Zinsniveau. Blenden wir die Niedrigzinsphase der letzten 15 Jahre aus, so lagen die Zinssätze für Baufinanzierungen seit Bestehen der BRD stets höher.
Diese Faktoren beeinflussen die Bauzinsen am meisten
Es gibt nicht einen Faktor, der allein über die Zinsentwicklung im Feld der Baufinanzierung entscheidet. Es existieren mehrere Einflussgrößen, die das Zinsniveau steuern.
- Bundesanleihen
Am stärksten ähnelt dem Zinsverlauf des Baugeldes die Entwicklung der Renditen für Bundesanleihen. Steigen die Zinsen für Anleihen der BRD, wird auch das Baugeld teurer. Fallen die Anleihezinsen, profitieren Bauherren und Immobilienkäufer. - EZB-Leitzins
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat großen Einfluss auf das Niveau der Zinsmärkte. Mit dem Leitzins legt sie die Marschrichtung fest und kontrolliert das Marktgeschehen. Allerdings sind die Hypothekenzinsen nicht 1:1 an den EZB-Leitzins gekoppelt, Abweichungen im Verlauf vom Zinschart treten regelmäßig auf. - Konjunktur
Die wirtschaftliche Entwicklung beeinflusst die Zinspolitik der Notenbanken. Je schwächer die Konjunktur, desto eher senken Notenbanken die Leitzinsen ab, um die Wirtschaft zu stimulieren. Eine boomende Wirtschaft kann wiederum zu einem Zinsanstieg führen. - Inflation
Eine wichtige Aufgabe der Notenbanken besteht darin, die Inflation unter Kontrolle zu halten. Dies geschieht durch Steuerung der Geldmenge, die wiederum vom Leitzins beeinflusst wird. - Wohnungsmarkt & Nachfrageverhalten
Auf das allgemeine Zinsniveau hat das Nachfrageverhalten (Bedarf an Baufinanzierungen) wenig Einfluss, weil die Banken theoretisch unbegrenzt gegenfinanzieren können. Trotzdem ist der Einfluss nicht zu unterschätzen, denn je geringer der Finanzierungsbedarf am Markt ist, desto eher sind die Banken zur Absenkung ihrer Margen bereit, was Darlehensnehmern zu besseren Zinskonditionen verhilft. - Black Swan Ereignisse
Unvorhersehbare Ereignisse, wie z.B. die Corona-Pandemie oder der Ukraine-Krieg, können die Wirtschaft schlagartig und umfassend beeinflussen. Gravierende Auswirkungen auf die Zinsmärkte sind mögliche Folgen.
Interessant zu wissen
Keinem anderen Wert kam der Zinsverlauf der Hypothekendarlehen so nahe, wie der DGZF-Pfandbriefkurve. 2016 wurde der Indexwert wegen nachlassendem Handelsvolumen der Pfandbriefe jedoch eingestellt.
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